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Themenabend „Demenz“ im Subiaco Kino

„Saudummes Märchen“ oder Film mit Charme und tiefgründigem Humor?


Anlässlich des Welt-Alzheimertages findet auch in diesem Jahr in Kooperation von Geriatrischem Schwerpunkt des Klinikums Freudenstadt mit dem Subiaco Kino Freudenstadt ein Themenabend „Demenz“ mit 
Filmvorführung und anschließender Filmbesprechung im Subiaco Kino statt.

„Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen“ heißt der Film, dessen Regisseure Nadine Heinze und Marc Dietschreit gemeinsam auch das Drehbuch geschrieben haben.
Zwei bewegende (Lebens-) Geschichten fließen ineinander. Einerseits begleiten wir als Zuschauer die studierte Germanistin Marija aus der Ukraine, die ihren 5-jährigen Sohn bei der Großmutter 
zurücklassen muss, um als „24-Stunden-Pflegekraft“ in Deutschland den Unterhalt für die Familie zu sichern. Dabei trifft sie auf die Familie des demenzerkrankten Curt, dessen Tochter mit der 
Pflege und Betreuung des umtriebigen Vaters spürbar überfordert ist. Während die 27-jährige Ukrainerin anfänglich eher schüchtern und unterwürfig ihren „Geldgebern“ begegnet, entwickelt sie an der Seite des gebildeten und gutbetuchten Curt, der sie zeitweise für seine verstorbene Ehefrau hält, zusehends mehr Selbstbewusstsein. Um diese beiden Charaktere herum, Marija gespielt von Emilia Schüle und Günther Maria Halmer als Curt, werden im Verlauf des Films einzelne Aspekte einer problematischen Familiengeschichte dargestellt. 
„Vielleicht hat es die Natur ganz gut eingerichtet, dass die Eichhörnchen verhungern, wenn sie vergessen, wo sie ihre Vorräte vergraben haben“. So sinniert Curt vielsagend, wohl in Anspielung 
auf seine Situation im Leben mit dem Vergessen.


In diesem Film werden zwei große, sozial brisante Themen dargestellt: die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und die Lebenssituation von ausländischen Pflegekräften, die durch eine 
Rund-um-die-Uhr-Pflege oftmals sehr eng miteinander verbunden sind und erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität des jeweils anderen ausüben.
Die Film-Rezensionen könnten unterschiedlicher nicht ausfallen: Johanna Adorjan bezeichnet in der Süddeutschen Zeitung (online 23. Juli 2021) den Film als „ein saudummes Märchen“, bei dem 
die „Demenz einfach als witzige Drehbuchidee benutzt“ wird, ohne dass die wahre Problematik der Demenzerkrankung seriös dargestellt wird. Schalk in den Augen und zu souveränes Auftreten 
von Curt werden von ihr als Hinweis dafür benannt, dass „in diesem Film kein Fünkchen Wahrheit steckt“.

Margret Köhler schreibt demgegenüber in der Münchener Abendzeitung (online 22. Juli 2021) von „Regisseuren, die eine berührende Geschichte erzählen, mal ernst, mal komisch“, bei der 
man nie „über den zur Hochform auflaufenden Günther Maria Halmer lacht, sondern mit ihm“.

Und wenn ich von Peter Gutting (online auf „filmrezensionen“ 19. Juli 2021) die Frage lese, „ob man sich fremde Menschen kaufen sollte … und wie weit man Demenzkranke manipulieren darf“, 
so freue ich mich jetzt schon auf eine lebhafte Diskussion bei der Film-Nachbesprechung.

Dr. Klaus Rademacher
Themenabend „Demenz“
Film: Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen
mit anschließender Filmbesprechung
Subiaco Kino Freudenstadt
Montag, 20. September 2021, 19:00 Uhr,

Kooperation Geriatrischer Schwerpunkt mit Subiaco Kino Freudenstadt

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