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Klinikum voll leistungsfähig- Ein Beispiel dafür ist das Tinnituszentrum

Tinnitus ist ein weit verbreitetes Phänomen: etwa 25 % der Bevölkerung erleben zumindest vorübergehend Ohrgeräusche, bei ca. 14 % findet sich ein chronischer, d. h. mehr als 3 Monate anhaltender Tinnitus, wobei insgesamt jedoch nur 8 % aufgrund ihrer Ohrgeräusche ärztliche Hilfe aufsuchen. Ca. 0,5 - 2 % der Betroffenen geben an, in erheblichem Maße unter ihren Ohrgeräuschen zu leiden: für diese Gruppe mit sogenannten dekompensiertem chronischen Tinnitus haben die Ohrgeräusche den Stellenwert einer eigenständigen Erkrankung, die sie in ihrer Lebensqualität erheblich und in einschneidender Weise beeinträchtigt.
Folgebeschwerden sind insbesondere Depressionen, Ängste, Konzentrations- und Schlafstörungen, aber auch allgemeine Müdigkeit, Reizbarkeit oder Geräuschüberempfindlichkeit. Nicht selten kommt es zu einer übermäßigen Medikamenteneinnahme, sozialem Rückzug, vermehrter Arbeitsunfähigkeit oder drohender Erwerbsunfähigkeit. - In solchen Fällen ist eine Indikation zur Therapie gegeben.
Als häufige Ursachen sind Lärmschwerhörigkeit, Knalltrauma, Morbus Menière, Hörsturz, Presbyakusis (Altersschwerhörigkeit), Erkrankungen der Halswirbelsäule sowie generell Hörminderungen zu nennen.
Während die Behandlung des akuten Tinnitus in den Händen des HNO- und Allgemeinarztes liegt, wenden sich viele chronisch Betroffene an das Tinnitus Zentrum.
Der gravierende Unterschied beim chronischen Tinnitus ist nicht nur der zeitliche Verlauf, sondern die wissenschaftlich untermauerte Tatsache, dass aus einem beeinträchtigenden „Ohrgeräusch“ ein lästiges „Kopf- oder Gehirngeräusch“ geworden ist. Gemäß dem Neurophysiologischen Modell von Jastreboff und Hazell, zwei führenden Tinnitus-Experten aus den USA und England, hat sich der Tinnitus quasi verselbstständigt und wird von den Betroffenen als fremdes und bedrohliches Signal interpretiert. Im Tinnituszentrum, das der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik angeschlossenen ist, fühlen sich Betroffene in ihrem Leiden ernst genommen: Ein Vorgespräch bringt eine erste Klärung und Einordnung ihrer Beschwerden sowie eine testdiagnostische Untersuchung. Zusätzlich erfolgt eine ausführliche Beratung, in der mit Betroffenen ein individuelles Tinnitus-Entstehungs- und -Therapie-Modell erarbeitet wird.
Voraussetzung für das Vorgespräch im Tinnitus Zentrum ist eine ambulant durchgeführte Allgemein- und HNO-ärztliche Abklärung, insbesondere das Vorliegen eines Audiogrammes (Hörkurve).
Die Besonderheit des Tinnituszentrums liegt vor allem in einer multiprofessionellen, institutionalisierten Zusammenarbeit und Abstimmung der verschiedenen Therapieansätze: HNO- und Allgemeinarzt, Psychiater, Dipl.-Psychologe, Stress- und Achtsamkeits-Therapeutin, Hörgeräteakustiker-Meister, Physiotherapeut, Sozialdienst und Selbsthilfegruppe arbeiten Hand in Hand. - Selbstverständlich unter Berücksichtigung einer regelmäßigen, dauerhaften Alltagsbegleitung und ökonomisch möglichst niedriger Behandlungs-, Begleit- und Folgekosten für die Krankenkassen.
Therapeutisch ist unser Behandlungsangebot: TVT-plus an Modulen der Verhaltenstherapie ausgerichtet und wird u. a. durch Physiotherapie, spezifische Themenschwerpunkte und Entspannungsverfahren ergänzt.
Gruppentherapeutisch steht ein Erfahrungsaustausch der Teilnehmer mit vertrauensbildenden Maßnahmen, der Bearbeitung individueller psychosozialer Belastungssituationen und Informationsvermittlung im Vordergrund. Zum Beispiel geht es um die Vermeidung von Stress und Burnout, den Aufbau von Resilienz, die Behandlung von Schlafstörungen, Depressionen und Ängsten.
Als ergänzender wichtiger therapeutischer Baustein fungiert die Achtsamkeits-Therapie: Achtsamkeit ist eine Ressource, die jeder Mensch von Natur aus zur Verfügung hat, zudem gilt sie auch als trainierbare Fähigkeit.
Der Therapieablauf besteht aus einem 3-tägigen Grundmodul, das in zweiwöchentlichen Abständen über etwa 15 Monate weitergeführt wird und die letzten drei Monate in vierwöchentlichem Abstand ausklingt.
Seit 17 Jahren ist das Tinnituszentrum mit Erfolg für unsere Patienten da: Eine beharrliche Therapie, die zu einer Änderung der Lebensführung ermutigt, trägt auch bei chronischen Beschwerden Früchte. Belege erbringen nicht nur die begleitende wissenschaftliche Statistik, z. B. in Form einer laufenden Dissertation, sondern auch die vielen Patienten, denen es nach Jahren des Leidens gelungen ist, ihr Leben mit einer größeren Zufriedenheit zu führen.

 

Foto des KLF-Geschäftsführers Matthias Meier und dem Team des Tinnituszentrums Anette Niethammer, Stefan Löhr und Joachim Schulte
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