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Wenn die Alarmanlage das Kommando übernimmt

Klinikum beteiligt sich am Aktionstag gegen Schmerz am 4. Juni

Freudenstadt. Die Deutsche Schmerzgesellschaft ruft am 4. Juni den „Aktionstag gegen Schmerz“ aus. Mit dabei ist das Klinikum Landkreis Freudenstadt. Das Team der Multimodalen Schmerztherapie stellt sein Wissen in einer Telefon-Hotline der Deutschen Schmerzgesellschaft zur Verfügung. Denn in Freudenstadt zeigt sich: Angebote der Schmerztherapie werden vor allem in der ländlichen Fläche dringend gebraucht.

Wenn das Team der Multimodalen Schmerztherapie am Klinikum Landkreis Freudenstadt erleichtertes und dankbares Patienten-Feedback erhält, ist das immer ein schöner Moment. „Einerseits freuen wir uns über die Wirksamkeit unseres Angebots“, erklären die Ärzte Dr. med. Isolde Seyler-Würth, Dr. med. Hermann Schwarz, Marcel Lenth und Dr. med. Andreas Rockenstiehl. „Andererseits haben die Patienten, die bei uns ankommen, meist einen langen Leidensweg und Ärztemarathon hinter sich.“

Und dieser wird durch das dünne Angebot an stationären Therapie-Plätzen im ländlichen Raum nicht besser. Auch aus diesem Grund möchte das Team der Multimodalen Schmerztherapie am Klinikum Landkreis Freudenstadt mit seiner Mitwirkung am „Aktionstag gegen Schmerz“ Aufmerksamkeit für das Thema schaffen.

Wenn das körpereigene Alarmsystem außer Kontrolle gerät

Einige Wochen beträgt am Klinikum Landkreis Freudenstadt die Wartezeit auf einen Platz in der Multimodalen Schmerztherapie. Und das, obwohl die Bettenzahl mit Umzug in das neue Klinikgebäude deutlich erhöht wurde. „Aber außerhalb der medizinischen Ballungsräume in Stuttgart oder Tübingen gibt es einfach sehr wenig Angebote in dem Bereich“, weiß das Team der Multimodalen Schmerztherapie aus Erfahrung.

Zumal das Krankheitsbild der chronischen Schmerzen auch noch höchst komplex und oft nicht auf Anhieb einordbar ist. Denn chronische Schmerzen stellen ein eigenständiges Leiden dar, das oft nicht mehr direkt mit der ursprünglichen Schmerzursache in Verbindung gebracht werden kann. „Das Schmerz-System ist eine wichtige körpereigene Alarmanlage. Bei chronischen Schmerzen ist diese jedoch außer Kontrolle geraten und steht auf Daueralarm“, beschreibt der Leiter der Multimodalen Schmerztherapie, Dr. med. Hermann Schwarz, das Krankheitsbild in einfachen Worten.

Das führt oft zu weitreichenden Einschränkungen für die Betroffenen. Schmerz ist nicht nur physisch, sondern auch psychisch extrem belastend und führt auf Dauer dazu, dass Menschen immer weniger einem normalen Alltags- oder Sozialleben nachgehen können. Ein erster erlösender Moment für viele Patienten ist deshalb immer der Tag der Aufnahme in die stationäre Therapie, wenn sie beim eingehenden Diagnosegespräch das Signal erhalten: Gemeinsam finden wir hier einen Weg aus der Schmerzspirale.

Ziel: Das Leben wird nicht mehr vom Schmerz dominiert

Und dieser wurde bislang noch in allen Fällen gefunden. „Ein komplett schmerzfreies Leben gibt es für manche Patienten tatsächlich nicht mehr“, weiß Oberarzt Marcel Lenth. „Aber wir können es gemeinsam schaffen, dass der Schmerz nicht mehr das Dasein dominiert, sondern die Patienten wieder ein normales, freudvolles Leben führen können.“

Im Klinikum Landkreis Freudenstadt setzt die Multimodale Schmerztherapie dafür mit einem interdisziplinären Behandlungskonzept an, um in diesem komplexen Erkrankungsbereich adäquate Hilfe leisten zu können. Experten der verschiedensten Disziplinen als Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Pflege arbeiten dabei abteilungs- und fachübergreifend zusammen. „Die Therapie setzt sich aus vielen verschiedene Zahnrädern zusammen, die wirksam ineinandergreifen und schließlich einen Weg aus der Schmerzspirale ermöglichen“, erläutert Dr. med. Isolde Seyler-Würth.

Oft ist vielen Betroffenen gar nicht bewusst, dass es so etwas wie chronischen Schmerz als eigenes Krankheitsbild gibt. Auch das ist ein Anliegen des Teams bei der Teilnahme am Aktionstag gegen Schmerz: Aufklärung und Hilfestellung beim ersten Schritt. „Bei nicht zuordbarem Schmerz kommen bei Betroffenen oft irgendwann Zweifel auf: Bilde ich es mir ein? Stelle ich mich an?“, erzählen die Ärzte. „Doch eingebildeten Schmerz gibt es nicht. Empfundener Schmerz ist immer real. Das Schwierige ist, die passende Hilfe zu bekommen und hier möchten wir helfen.“

Weitere Informationen

Der Aktionstag gegen Schmerz findet am 4. Juni 2024 statt. Die Telefonhotline ist von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr unter der Nummer 0800 18 18 120 erreichbar. In der Hotline nehmen Schmerzexperten aus ganz Deutschland Fragen und Anliegen entgegen. Für das Klinikum Landkreis Freudenstadt werden Ärzte aus dem Team der Schmerztherapie an dem Angebot teilnehmen.

Teamfoto der multimodalen Schmerztherapie
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